RABELSDORF- ECHT FRÄNKISCH

BÜRGERVERSAMMLUNG IN RABELSDORF

Wasserrechtsbescheid auf drei Jahre zur Duldung

Vor allem rund um die Kläranlage Rabelsdorf ging es bei der Bürgerversammlung am Freitagabend im «Alten Bräuhaus» in Rabelsdorf. Bürgermeister Hermann Martin, der die Versammlung leitete, bedauerte die magere Beteiligung der Gemeinderäte: von zwölf Räten waren drei – Deininger, Eller und Dr. Wiest – anwesend, knapp 30 Bürger waren erschienen. 

RABELSDORF - Martin ging zunächst auf die Haushaltsentwicklung der Gemeinde Pfarrweisach ein. Erstmals wurde dabei eine neue Präsentationstechnik mittels Notebook und Videobeamer eingesetzt, das Josef Müller von der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Ebern bediente. Der Gemeindewald, der immer noch gutes Geld abwirft, das geplante Feuerwehrhaus Pfarrweisach, das steigende Defizit beim Kindergarten Pfarrweisach und das Schwimmbad Kraisdorf waren die beherrschenden Themen in seinem Haushaltsbericht. Als aktuelle Punkte in den Gemeinderatssitzungen nannte Martin die Mittagsbetreuung von bedürftigen Grundschulkindern, die die Gemeinde «aber nicht schultern kann». Ihm, Martin, schwebe vor, ein oder zwei Kinder, die wirklich bedürftig sind, über Mittag im Kindergarten mit zu betreuen – «natürlich gegen Geld». Sein Dank galt Hermann Lehmann, der im Dorf die öffentlichen Grünflächen pflegt, wofür es von der Versammlung Applaus gab. Erleichtert berichtete Martin von einem Gang nach München zum Leitenden Ministerialdirigenten Gustl Geisenhofer. Zwar habe er vor dem Termin «weiche Knie gehabt», aber die Fahrt habe sich gelohnt: «Wir bekommen einen Wasserrechtsbescheid auf drei Jahre zur Duldung», verkündete Martin erleichtert. Die Bürger von Rabelsdorf werden in die Eigenverantwortung genommen, das heißt, die Wasserproben müssen in einer bestimmten Periode selbst gezogen werden. Damit soll Rabelsdorf in die Eigenverantwortung genommen werden. Vor dem Erteilen des Wasserrechtsbescheids hat es nämlich einen heftigen Einschlag gegeben: Vom Landratsamt habe – so Martin – habe plötzlich kein Bescheid ausgestellt werden dürfen, weil «in einem Rundumschlag von München aus» die Schilfkläranlagen vom System Hugel, wie sie auch Rabelsdorf hat, nicht mehr genehmigt werden dürften. Wasserwirtschaftsamt und Landratsamt hätten sich plötzlich quer gelegt, sagte der Bürgermeister. Zu den Kosten: Mit insgesamt «mindestens 242000 Euro, höchstens aber 392000 Euro ist das Kanalprojekt – die Teichanlage und die Ortskanalisation – veranschlagt. 3000 freiwillige Stunden an Arbeitsleistung haben die Rabelsdorfer Bürger erbracht, was in die Kalkulation eingerechnet wird. Beim Erstellen der Beiträge für die einzelnen Haushalte wird vom niedrigsten Kostenvolumen, von 242000 Euro ausgegangen, das sind 75 Prozent von den Maximalkosten. Jeweils 2500 Euro haben die Haushalte von Rabelsdorf aus Vorschussleistung gegeben. Ohne Zahlen zu nennen, führte Bürgermeister Martin die vor einigen Jahren durchgeführten Kanal-Baumaßnahmen von Lichtenstein, Dürrnhof und Herbelsdorf zum Vergleich vors Auge, wobei man in Rabelsdorf «viel Geld gespart hat». Er dankte besonders den «Spezialisten vom Bau»: Leni Pfadenhauer, Hermann Lehmann, Rudi Kempf und Herbert Och. Etwas überraschend für die Bürger waren Martins Angebote zum Wiederherstellen der Straßendecke. 25000 Euro kostet das Asphaltieren der aufgerissenen Decke, zwischen 10000 und 15000 Euro, «wenn man die offenen Stellen auskratzt und asphaltiert». Das wäre dann die billigere Lösung, sagte Martin, warb aber gleichzeitig für die 25000-Euro-Lösung, weil der Betrag auch in der Kalkulation eingerechnet sei. Für Herbert Och war das Neuland wie auch für die anderen Bürger, die sich deshalb für eine Bedenkzeit aussprachen. Die Beitragskalkulation stellte Josef Müller von der VG vor. Aufgrund der gut vorbereiteten elektronischen Unterlagen hatte er Beiträge von verschiedenen Anwesen anhand der Geschoßgröße und der Grundstücksgröße simuliert. Eine Scheune in Rabelsdorf, deren Giebel seit einigen Wochen gestützt wird, ist vom Amt für Denkmalpflege kurzerhand unter Denkmalschutz gestellt worden, monierte Martin. So stelle das Gebäude eine Gefahr dar. Martin verkündete ferner, die «schlimmste Straße in der Gemeinde», das Teilstück der Bahnhofstraße beim Anwesen Spindler, sei notdürftig asphaltiert worden. Während der Ausbesserungsarbeiten des Straßenbauamtes an der B279 sei Martin mit dem Amt überein gekommen, die Arbeiten ausführen zu lassen. Bei der anschließenden Diskussion ärgerte sich Herbert Och, dass er während «der Kanalbaumaßnahme keinen einzigen Gemeinderat in Rabelsdorf gesehen habe», und holte weiter aus: «Unser guter Bürgermeister wird nur in den Sitzungen herunter gelassen» und spielte dabei – ohne Namen zu nennen – auf 2. Bürgermeister Rüdiger Kuhn an. Kuhn hat Martin in der vergangenen Gemeinderatssitzung wegen dessen Schreibens an Ministerialrat Geisenhofer zur Hugel- Kläranlage gerügt. Ebenso sollte nach dem Hochwasser im August 2001 die Hugel- Kläranlage «nur in schlechtes Licht gestellt werden», kritisierte Och, als in einer Stellungnahme aus München der Ausfall der Anlage verkündet worden war. Hier seien Fakten ausgekramt worden, «die einfach nicht gestimmt haben». Als eine «lebensgefährliche Ausfahrt" bezeichnete Roland Holzheid die Ausfahrt von der Kreisstraße von Rabelsdorf kommend in die B279. Hier solle die Geschwindigkeit auf 70 km/h reduziert werden. Bürgermeister Martin versprach, darüber mit dem Straßenbauamt Schweinfurt zu sprechen, weil er demnächst ohnehin einen Termin mit dem Amt hat. Zum Schluss der Versammlung lobte der Bürgermeister den Kommandanten Thomas Lehmann für den Auftritt der Ortschaft Rabelsdorf im Internet. Unter «www.rabelsdorf.de» werde ständig über Aktuelles von Rabelsdorf berichtet. Schon als die Versammlung vorbei war, fragte Roland Holzheid den anwesenden Gemeinderat Dr. Peter Wiest, warum er das Mandat als Gemeinderat niederlegen wolle. Wie schon in unserer Samstagausgabe ausführlich berichtet, habe Wiest diese «unglückliche Situation» in der Öffentlichkeit nicht gewollt. Er habe erst mit seinen Gemeinderatskollegen im nächsten nicht öffentlichen Teil darüber reden wollen; erst dann sollte der Antrag öffentlich behandelt werden. Jetzt stehe aber der Antrag schon in der nächsten Sitzung (24. Juli) auf der Tagesordnung.

 

Mai 2011

Text: S. Albrecht

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